Die Macht der Sterne

Nicht nur US-Präsident Ronald Reagan ließ sich von Astologen beraten. Horoskope findet man täglich in vielen Zeitungen. Wir können nachlesen, ob der Zeitpunkt günstig ist, eine Gehaltserhöhung einzufordern, erotische Abenteuer zu wagen oder sich die Fingernägel zu schneiden. Offensichtlich ist der Glaube an die Macht der Sterne weit verbreitet. In Wien kann man sich in Kursen des Wirtschaftsförderungsinstitutes zum Diplom-Astrologen ausbilden lassen. Wissenschaftliche Hinweise darauf, dass unser Leben tatsächlich etwas mit Tierkreiszeichen zu tun haben könnte, fehlen allerdings.

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Tierkreiszeichen: Jahrtausendealte Hypothesen

Naturwissenschaft versus Esoterik

Geschichtlich haben Astrologie und Astronomie dieselben Wurzeln. Manche historische Astronomen wie etwa Johannes Kepler haben auch als Sterndeuter ihr Geld verdient. Heute haben diese beiden Disziplinen kaum mehr etwas miteinander zu tun. Die Astronomie ist eine Naturwissenschaft, die eindeutige, überprüfbare Vorhersagen liefert, ihre Werkzeuge sind mathematische Formeln. Die meisten Astrologen hingegen behaupten gar nicht erst, exakte Vorhersagen zu liefern. Sie erheben aber den Anspruch, qualitative Zusammenhänge zwischen den Planetenbahnen und dem Leben der Menschen aufzeigen zu können.

Wissenschaftlich überholt

Naturwissenschafter kritisieren an der Astrologie, dass manche ihrer Grundannahmen im Widerspruch zur modernen Wissenschaft stehen. Die zwölf Sternzeichen, die in der Astrologie verwendet werden, entsprechen längst nicht mehr dem Sternenhimmel, den wir heute beobachten können. Die Rotationsachse der Erde verschiebt sich langsam, sodass unser Sternenhimmel heute anders aussieht als der, den die ersten Astronomen vor Jahrtausenden als Grundlage für die Erfindung der Tierkreiszeichen verwendeten. Eigentlich müsste man also heute das Jahr ganz anders in Tierkreiszeichen einteilen als damals. Sogar ein dreizehntes Zodiac-zeichen, der „Schlangenträger“, müsste heute eigentlich mitberücksichtigt werden. Den Astrologen freilich ist das egal. Bekannte Astrologen wie Peter Fraiss, Berufsgruppensprecher der Astrologen in der Wirtschaftskammer Wien, oder Maria Luise Mathis, Leiterin des Astrologie-Kurses am WIFI Niederösterreich, behaupten nicht, dass die Astrologie mit wissenschaftlicher Astronomie etwas zu tun zu hat. Sie bestreiten gar nicht, dass die moderne Sternenkunde nicht mit ihren Tierkreiszeichen zusammenpasst. Astrologie funktioniert einfach, behaupten sie, egal ob ihre Sternkarten nun mit jenen der Wissenschaftler zusammenpassen oder nicht.

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der Saturn
Quelle: [1]

Was will Astrologie?

Fraiss und Mathis sehen ein breites Anwendungsspektrum für Astrologie. Zum einen wollen sie Menschen helfen, persönliche Talente besser zu erkennen, und ihnen zeigen, welcher Zeitpunkt für welche Tätigkeit geeignet ist. Zum anderen, so behaupten sie, kann man auch vorhersagen, wie gut Menschen miteinander harmonieren. Astrologen schlagen etwa vor, in Pflegeheimen darauf zu achten, nur Leute mit passendem Sternzeichen in ein gemeinsames Zimmer zusammenzulegen. Auch bei der Personalauswahl kann Astrologie eine Rolle spielen. Wenn ein Skorpion nicht ins Team passt, sollte dann vielleicht doch lieber der Widder den Job bekommen?

Wirkung ohne Grund?

Die Frage, woher diese Zusammenhänge zwischen Planetenpositionen und persönlichen Talenten oder Vorlieben kommen, wird von den Astrologen nicht beantwortet. Es gibt keine kosmischen Strahlungen oder Schwingungen, durch die Himmelskörper Einfluss auf unser Leben haben könnten. Die einzige Kraft, die fremde Planeten auf uns ausüben, ist die Gravitation – und die ist viel zu gering, um Einfluss auf uns haben zu können. Jeder Berg in unserer Umgebung hat eine größere Wirkung. Die Astrologen begnügen sich also damit, zu behaupten, dass diese Wechselwirkung zwischen Mensch und Kosmos einfach da ist, ohne ihren Grund anzugeben.

Ausprobieren!

Das allein ist aber kein Argument gegen Astrologie. Auch die Medizin verwendet Medikamente, deren Wirkungsweise nicht bekannt ist. Die einzig entscheidende Frage zum Test einer solchen Theorie ist: Funktioniert sie? Kann die Astrologie Aussagen treffen, die in irgendeiner Weise überprüfbar und nützlich sind?

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Auch wenn Astrologen immer wieder stolz auf ihre spektakulären Erfolge verweisen, in echten statistischen Untersuchungen konnte die Wirksamkeit der Astrologie bisher nicht nachgewiesen werden. Die Liste der wissenschaftlichen Untersuchungen, in denen die Astrologie spektakulär scheiterte, ist lang: So wurde zum Beispiel 1985 im Magazin „Nature“ eine Studie über Astrologie veröffentlicht. Astrologen und Wissenschafter hatten sich gemeinsam auf eine Testmethode geeinigt: Man überprüfte, ob Versuchspersonen aus drei Horoskopen das ihre herausfinden können, und ob Astrologen anhand der Persönlichkeit der Versuchspersonen deren Sternzeichen erraten können. Doch obwohl die Astrologen diesen Tests zugestimmt hatten und zuversichtlich gewesen waren, die Prüfungen zu bestehen, waren die Erfolgsquoten nicht höher als sie bei rein zufälligem Raten gewesen wären. Ein weniger aufwändiges, aber ebenso spektakuläres Experiment führte der Fernsehsender WDR 1997 durch. Er verschickte kostenlos persönliche Horoskope. 74 Prozent der Teilnehmer fanden, das Horoskop beschreibe ihren Charakter korrekt, 15 Prozent gaben sogar an: „Perfekt, es stimmt alles!“ Die Teilnehmer wussten allerdings nicht, dass sie alle dasselbe Horoskop bekommen hatten – das Horoskop des Mörders Fritz Haarmann.



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Quellen- und Lizenzangaben

[text], www.CHiLLi.cc, in Kooperation mit CHiLLi.cc
[titel], naklar.at, Collage
[1], NASA